• =?UTF-8?Q?Re=3a_Zugriff_auf_graphische_Oberfl=c3=a4che_des_Rechners?= =

    From Stefan Baur@21:1/5 to All on Sat Jun 10 10:50:02 2023
    Am 10.06.23 um 10:31 schrieb Dieter Rohlfing:
    Hallo zusammen,

    mit ssh/telnet kommt man vom Rechner B auf die Kommandozeile eines
    Rechners A. So, als säße man direkt am Rechner A.

    Gibt es so etwas auch für den Zugriff auf die graphische Oberfläche?

    Grundsätzlich ja.

    Was nimmt man da am besten?

    Das kommt auf Deinen genauen Anwendungszweck an. Willst Du Remote
    Support machen, also zwingend spiegeln, was auf dem realen Bildschirm zu
    sehen ist, oder wäre ein virtueller Bildschirm, den Du Dir am anderen
    Rechner ausgeben lassen kannst, ohne dass man es auf dem PC sieht, auf
    dem er ausgeführt wird, ausreichend, weil Du Remote-Administration
    machen willst?

    X2Go ist in den Standard-Debian-Repositories enthalten und kann
    prinzipiell beides, ist aber beim "Klonen" des entfernten Displays auf
    Deinen lokalen Rechner langsamer und unausgereifter als bei einer
    nativen X2Go-Sitzung, die nur einen virtuellen Bildschirm nutzt.

    Auf dem Server:
    sudo apt install x2goserver x2goserver-xsession

    Optional auch noch dort:
    sudo apt install x2goclient

    Auf dem Client:
    sudo apt install x2goclient

    Dann auf dem Client x2goclient starten und die Sitzung konfigurieren.
    Wenn Du einen kompletten Remote-Desktop haben willst, dann vermeide KDE
    und Gnome. Performant laufen z.B. XFCE und LXDE.
    Du kannst aber auch einzelne Anwendungen remote starten und Dir seamless
    in Deinen lokalen Desktop einblenden lassen.

    Sowohl zum Thema Desktop klonen ("spiegeln") als auch zum Thema
    Published Applications Dazu habe ich vor einiger Zeit ein 5-Minuten-Erklär-Video gemacht: <https://youtu.be/hyIteL6OAjs>

    Ich würde empfehlen, dass Du Dir das mal anschaust. :) Dort wird auch
    die Konfiguration erklärt.

    Gruß
    Stefan
    Full Disclosure: Ich bin der derzeitige X2Go Community Manager und Lead Evangelist. ;)

    --- SoupGate-Win32 v1.05
    * Origin: fsxNet Usenet Gateway (21:1/5)
  • From Stefan Baur@21:1/5 to All on Sat Jun 10 11:10:01 2023
    Am 10.06.23 um 10:59 schrieb Stefan Klein:
    Afaik werden darüber keine Erweiterungen unterstützt, also kein DRI,
    kein vdpau, etc. mit anderen Worten, Videos abspielen, 3D Grafik usw.
    wird Probleme machen. Um Soundausgabe müsstest du dich getrennt
    kümmern.

    Deswegen X2Go, wie nebenan vorgeschlagen. Da hast Du bidirektionalen
    Sound, Filesharing und Druckerforwarding gleich mit dabei. Und
    performanter als ein ssh -X ist es außerdem noch.

    Gruß
    Stefan
    Full Disclosure: Ich bin der derzeitige X2Go Community Manager und Lead Evangelist. 😉

    --- SoupGate-Win32 v1.05
    * Origin: fsxNet Usenet Gateway (21:1/5)
  • From Dieter Rohlfing@21:1/5 to All on Sun Jun 11 15:30:02 2023
    Vielen Dank an beide "Stefan" für die aufschlussreichen Hinweise.

    Am Sat, 10 Jun 2023 10:42:38 +0200
    schrieb Stefan Baur <newsgroups.mail2@stefanbaur.de>:

    Das kommt auf Deinen genauen Anwendungszweck an.

    Ausgangslage für meine Anfrage ist die folgende Situation:

    Meine Frau nutzt derzeit einen Rechner C mit Debian 9/Stretch. Rechner
    A ist neu und mit Debian 11/Bullseye konfiguriert. Rechner B ist mein Arbeitsgerät (ebenfalls Debian 11/Bullseye). Desktop ist auf allen
    Rechnern XFCE. Alle Rechner befinden sich im Heim-Netz.

    Aufgabe: Konfiguration und Daten von Rechner C nach Rechner A
    migrieren, allerdings nicht 1:1, sondern mit einigen Änderungen (z.B.
    sollen die Mails anders organisiert sein).

    Ziel: Die Unterbrechung für meine Frau so gering wie möglich zu halten,
    am besten nur einige Stunden.

    Weg: Im ersten Schritt nur das Nötigste migririeren (das, was sie jeden
    Tag braucht: Mails und Surfen). Meine Frau wechselt dann von Rechner C
    zu Rechner A. Nach ihrem Wechsel migririere ich den Rest und benötige
    dazu Zugriff von meinem Rechner B auf ihren Rechner C. Meine Frau hat
    dann das Nötigste auf ihrem neuen Rechner C nach kurzer Zeit wieder zur Verfügung und ich kann mir mit dem Rest Zeit lassen.

    Vieles werde ich wohl mittels Komandozeile (ssh) machen können, aber
    für einige Schritte benötige ich eben auch Zugriff auf die graphische Oberfläche.

    Nach den Ausführungen von Stefan Baur müsste dazu ein virtueller
    Bildschirm via X2Go ausreichend sein. Der neue Rechner A meiner Frau
    wäre dann der X2Go-Server, mein Rechner B der X2Go-Client. Richtig?

    Sollte eine Remote-Support-Situation (also zwingend spiegeln) nötig
    sein, dann werde ich mich wohl direkt an Rechner A setzen.

    Letzte Frage: Wenn meine Frau an ihrem Rechner A arbeitet, kann ich
    mich dann mit einem virtuellen Bildschirm unter ihrer User-Kennung
    auch anmelden?

    5-Minuten-Erklär-Video

    Gut gemacht, war sehr hilfreich für mich.

    Allen noch einen schönen Sonntag.

    Dieter

    --- SoupGate-Win32 v1.05
    * Origin: fsxNet Usenet Gateway (21:1/5)
  • From Stefan Baur@21:1/5 to All on Mon Jun 12 20:00:01 2023
    Am 11.06.23 um 15:20 schrieb Dieter Rohlfing:
    Letzte Frage: Wenn meine Frau an ihrem Rechner A arbeitet, kann ich
    mich dann mit einem virtuellen Bildschirm unter ihrer User-Kennung
    auch anmelden?

    Das hängt stark von der verwendeten Desktop-Umgebung innerhalb der
    Sitzung ab.

    Veröffentlichte Anwendungen statt einem kompletten Desktop zu nutzen,
    ist hier am unproblematischsten.

    Unix und somit auch Linux ist ein echtes Multiuser-Betriebssystem. Damit
    sind parallele Sitzungen, sowohl an der Textkonsole, als auch grafische Anwendungen betreffend, unter *getrennten Benutzerkennungen* nie ein
    Problem.

    Leider vernachlässigen einige Desktop-Umgebungen dieses
    Multiuser-Konzept und gehen davon aus, dass es nur genau eine grafische
    Sitzung pro Benutzerkennung zur selben Zeit geben kann.

    Dann kann sich was sitzungsübergreifend verhaken.

    Die Kommunikation über https://de.wikipedia.org/wiki/D-Bus ist hier wohl
    eine der Problemursachen.

    Ich habe mir für solche Fälle eine Minimalkonfiguration mit Openbox als Windowmanager und Tint2 als Taskleiste zusammengebaut. Das lässt sich eigentlich immer starten, auch wenn schon eine "fette" Desktop-Umgebung
    läuft.

    Unabhängig davon gibt es aber Anwendungen, die alle ihre Instanzen unter
    einer Benutzerkennung immer auf das X-Display ausgeben lassen, auf dem
    sie ihr erstes Fenster aufgemacht haben. Spontan fallen mir da Open-/LibreOffice und Chromium ein.
    Wenn Deine Frau also diese Programme schon in ihrer Sitzung gestartet
    hat, und Du versuchst unter der gleichen Benutzerkennung in einer Remote-Sitzung diese zu starten, dann ploppen die neuen Fenster in der
    Sitzung Deiner Frau auf und nicht bei Dir. Umgeḱehrt, hast Du sie zuerst gestartet, und sie versucht es dann ebenfalls, gehen ihre Fenster bei
    Dir auf. Wie gesagt: Das passiert nur, wenn ihr die gleiche
    Benutzerkennung zum Einloggen verwendet. Getrennte Benutzer (was der
    Normalfall ist) bekommen auch getrennte Fenster.

    Gruß
    Stefan

    --- SoupGate-Win32 v1.05
    * Origin: fsxNet Usenet Gateway (21:1/5)